Schlagwort: Bewusstwerdung

  • Stolz und Vorurteil

    Stolz und Vorurteil

    Nein, es geht nicht um das berühmte Buch von Jane Austen.
    Viel mehr geht es darum, wie wir mit Stolz umgehen. Vor allem mit dem Stolz auf uns selbst.

    In unseren Breitengraden, ist Stolz eher etwas, dass man negativ konnotiert. Jemand der von sich sagt, dass er stolz auf sich und seine Leistungen ist wird rasch als eingebildet und arrogant angesehen.
    Äussert man jedoch jemand drittem Gegenüber, das man stolz auf die Person ist, gilt dies als Kompliment, als Wertschätzung seinen Leistungen gegenüber, als Lob, als Ermutigung.

    Die Frage die mich seit gerade eben beschäftigt ist, warum lassen wir „Aussenstehenden“ unsere Bewunderung, unsere Achtung, unser Würdigung zukommen, und haben uns selbst gegenüber so oft nichts oder wenig davon übrig? Warum verlangen wir von uns selbst ein Vielfaches mehr an Leistung, Arbeitserfolg, Schweiss und Tränen als von Anderen?

    Darüber kann ich nur meine Mutmassungen anstellen, welche weder abschliessend sind noch empirisch erhoben. Ich habe das Gefühl, da wir in einer sehr leistungsorientierten Gesellschaft leben, dass wir einen grossen Teil dazu sozialisiert worden sind. Stolz sein ist etwas hochmütiges. Gerade eben der Stolz auf sich selbst. Ist man Stolz ein Schweizer zu sein, wird man sofort als rechtsextrem angesehen. Ist man Stolz darauf gut auszusehen, wirkt man eingebildet. Ist man stolz darauf, eine solide und steile Karriere gemacht zu haben gilt man als Egoist, Streber und „Möchtegern“.

    Dabei ist stolz auf sich sein so etwas Wichtiges. Alle von uns haben ihre inneren und äusseren Themen, Probleme und Kämpfe. Jeden Tag. Und wir überwinden, lösen, bewältigen auch jeden Tag einiges davon. Es ist wichtig, das wir unsere eigenen Leistungen, unsere eigene Entwicklung, unsere Fortschritte angemessen würdigen. Das wir achtsam sind mit uns und anerkennen, was wir an Energie, Zeit, Gedanken, Emotionen, teilweise auch inneren Kämpfen aufgewendet haben um eine Aufgaben, und sei sie auch noch so unscheinbar, zu bewerkstelligen.

    Es ist schön und tut gut, von anderen gelobt zu werden. Wenn einem Anerkennung und Bewunderung von aussen zu Teil wird. Doch, können wir diese wirklich tief in unserem Herzen und unseren Seelen wahrnehmen, spüren und verinnerlichen, wenn wir uns selbst gegenüber diese Gefühle selten empfinden und sie noch seltener äussern oder gar laut aussprechen ? Ich habe da so meine Bedenken.

    Darum: Frage Dich doch jeden Abend vor dem zu Bett gehen: „Was habe ich heute gemacht, auf das ich stolz sein kann?“

    Zu den heutigen Überlegungen hat mich der Song „Proud“ von Heather Small inspiriert. Der Text dieses Liedes beinhaltet genau das, was ich denke, für uns alle so wichtig ist. Stolz auf sich selbst zu empfinden und sich selbst nicht immer zu noch mehr, und schneller, und höher, und weiter anzutreiben, sondern anzuerkennen, dass das, was wir bereits geleistet haben, mehr als nur genug ist!

    DU, bist grossartig so wie Du bist. Und DU bist genug!!! ICH bin genug! Einfach weil ich bin!

    Untenstehend der Link zum erwähnten Song und der Text in Deutsch und Englisch.

    Proud

    I look into the window of my mind
    Reflections of the fears I know I’ve left behind





    I step out of the ordinary
    I can feel my soul ascending
    I’m on my way, can’t stop me now
    And you can do the same, yeah




    What have you done today to make you feel proud?
    It’s never too late to try
    What have you done today to make you feel proud?
    Hmm-mm
    You could be so many people
    If you make that break for freedom
    What have you done today to make you feel proud?


    Still so many answers I don’t know
    (There are so many answers)
    Realize that to question is how we’ll grow
    (To question is to grow)


    Pre Chorus

    Chorus

    Yeah
    We need a change, yeah
    Do it today, yeah
    I can feel my spirit rising
    Change, yeah, we need a change, yeah
    So do it today, yeah
    ‚Cause I can see a clear horizon


    What have you done today to make you feel proud?
    To make you feel proud, yeah
    Let me hear ya, let me hear ya, let me hear ya
    So what have you done today to make you feel proud?
    Yeah, yeah, yeah, yeah
    ‚Cause you could be so many people
    If you make that break for freedom
    So what have you done today to make you feel proud?



    What have you done today to make you feel proud?
    Yeah, let me hear ya
    What have you done today? What have you done today?
    What have you done today to make you feel proud?
    Oh yeah, yeah
    You could be so many people
    Just make that break for freedom
    So what have you done today to make you feel proud?

    Stolz

    Ich schaue in das Fenster meines Geistes
    Reflexionen der Ängste, von denen ich weiß, dass ich sie hinter mir gelassen habe

    Ich trete aus dem Gewöhnlichen heraus
    Ich kann spüren, wie meine Seele aufsteigt
    Ich bin auf meinem Weg, kann mich jetzt nicht aufhalten
    Und du kannst das Gleiche tun, ja

    Was hast du heute getan, auf das du stolz sein kannst?
    Es ist nie zu spät, es zu versuchen
    Was hast du heute getan, um dich stolz zu fühlen?
    Hmm-mm
    Du könntest so viele Menschen sein
    Wenn du den Durchbruch zur Freiheit schaffst
    Was hast du heute getan, um dich stolz zu fühlen?

    Noch so viele Antworten, die ich nicht kenne
    (Es gibt so viele Antworten)
    Erkenne, dass wir nur durch Fragen wachsen können
    (Indem wir fragen, wachsen wir)

    Pre Chorus

    Chorus

    Ja
    Wir brauchen eine Veränderung, ja
    Tu es heute, ja
    Ich spüre, wie sich mein Geist erhebt
    Veränderung, ja, wir brauchen eine Veränderung, ja
    Also tu es heute, yeah
    Denn ich kann einen klaren Horizont sehen

    Was hast du heute getan, damit du dich stolz fühlst?
    Um dich stolz zu machen, ja
    Lass mich dich hören, lass mich dich hören, lass mich dich hören
    Was hast du heute getan, um dich stolz zu fühlen?
    Ja, ja, ja, ja
    Denn du könntest so viele Menschen sein
    Wenn du den Durchbruch zur Freiheit schaffst
    Was hast du heute getan, um dich stolz zu fühlen?

    Was hast du heute getan, dass du dich stolz fühlst?
    Yeah, let me hear ya
    Was hast du heute getan? Was hast du heute getan?
    Was hast du heute getan, damit du dich stolz fühlst?
    Oh ja, ja
    Du könntest so viele Menschen sein
    Mach einfach den Durchbruch zur Freiheit
    Was hast du heute getan, um dich stolz zu fühlen?

  • Erwachen der Selbstliebe

    Erwachen der Selbstliebe

    Neulich, bei einem Telefongespräch mit einer mir sehr nahestehenden Person, kamen wir auf das Thema Freundschaft zu sprechen. Die Person erzählte mir von einem Vorfall, der sich nur wenige Stunden zuvor ereignet hatte.

    Im Grunde ging es darum, dass sie von jemandem, mit dem sie eine jahrzehntelange, tiefe Freundschaft pflegte, erneut verletzt wurde – scheinbar ohne ersichtlichen Grund. Quasi aus heiterem Himmel.

    Nachdem sie mir die ganze Geschichte erzählt hatte, wusste ich: Es hat sich etwas verändert. Irgendetwas ist in ihr zerbrochen – oder vielleicht vielmehr aufgebrochen?

    Es kann passieren, dass selbst jahrzehntelange Freundschaften auf die Probe gestellt werden, auf Eis gelegt oder gar zerbrechen, wenn jemand beginnt, zu erwachen. Wenn jemand anfängt, den eigenen Wert, die eigene wundervolle Seele zu erkennen – und für deren Gesundheit und Unversehrtheit einzustehen.

    Viele Menschen in meinem Umfeld haben ein Herz aus Gold. Sie sind allzeit bereit, für andere durchs Feuer zu gehen. Viele von uns wurden so sozialisiert: Man passt sich an. Man hilft. Man stellt andere an erste Stelle. Man fällt nicht auf. Man steht nicht zu den eigenen Bedürfnissen oder Meinungen – aus Angst, jemandem weh zu tun.

    Den Wenigsten wurde beigebracht, was Selbstakzeptanz, Selbstliebe und Selbstfürsorge wirklich bedeuten. Und genau daraus entstehen emotionale Abhängigkeiten.

    Beziehungen oder Freundschaften, die nicht ausgeglichen sind – in denen eine Person, oft unbewusst, das Metronom darstellt und den Takt angibt, nach dem sich die andere richtet. Solche Beziehungen finden nicht auf Augenhöhe statt. Sie können lange, sehr lange gut gehen. Bis die Person, die sich zu sehr angepasst hat, erkennt:

    Wir alle haben diese Erfahrungen in irgendeiner Form gemacht. Wir wissen, dass Erwachen und Bewusstwerden selten schmerzfrei sind – manchmal auch nicht verlustfrei auf der Beziehungs- oder Freundschaftsebene.

    Doch frag dich selbst: „Was ist mir wichtiger: Um jeden Preis eine Freundschaft oder Beziehung aufrechtzuerhalten, die mich immer wieder runterzieht, mein Selbstwertgefühl ins Wanken bringt und mich klein hält? Oder bin ich mir selbst genug – fühle mich wohl, geborgen und sicher in meiner eigenen Gesellschaft, sodass ich auf emotional missbräuchliche Freundschaften nicht mehr angewiesen bin?“

    Wenn man Zweiteres wählt, hat das Konsequenzen. Schmerzliche, aufwühlende, wachrüttelnde. Aber eben auch schöne, befreiende, erhebende.

    Ich habe die Erfahrung gemacht: Wenn man mit sich im Reinen ist, zieht man immer mehr Menschen an, die einem guttun. (Andere kommen nicht mehr oder verabschieden sich – manche laut, andere still und leise.)

    Es treten Menschen ins Licht, die einem das Gefühl geben, auf gleicher Ebene zu sein. Die nicht aus jeder Meinungsverschiedenheit eine Staatsaffäre machen. Die einen nehmen und lassen, wie man ist. Die ermutigen, auf das Herz zu hören, Dinge zu tun, die Freude machen und guttun. Die immer wieder sagen: „Sorge für dich.“

    Sie sind auch diejenigen, die im Sturm an deiner Seite stehen – so, wie du es gerade brauchst. Die dir den Spiegel vorhalten, dich liebevoll anschubsen oder dich einfach schweigend in den Arm nehmen.

    Ihre Liebe ist nicht an Bedingungen geknüpft. Es gibt keine Bilanzrechnung, wer wem wann wie viele Gefallen getan hat. Und keine Buchführung darüber, wer wem was noch schuldig ist.

    Ich bin meiner Chosen Family zutiefst dankbar, dass sie mir diese Liebe immer wieder aufs Neue schenkt. Dass ich nach vielen anderen Erfahrungen erleben darf, dass es bedingungslose, wahre Freundschaft und Liebe tatsächlich gibt.

    Nichts anderes hast du, habe ich, haben wir alle verdient.

    Es lohnt sich, den Weg zu Selbstakzeptanz, Selbstliebe und Selbstfürsorge zu gehen. Es ist kein Sonntagsspaziergang am Seeufer. Es ist eine Berg- und Talfahrt. Man bekommt wunde Fusssohlen, vielleicht auch Blasen.

    Doch der Frieden, die Freiheit und die Geborgenheit, die man dadurch gewinnt – sind es am Ende mehr als wert.

    Keep on keeping on.